Midjourney Moodboards – eigene Bildstile erstellen
Midjourney hat ein neues Feature eingeführt, das unter dem Namen „Moodboards“ bekannt ist. Dabei handelt es sich nicht um klassische Moodboards, sondern um eine Funktion, mit der Nutzer:innen individuelle Stile entwickeln können.
Durch das Hochladen von eigenem oder KI-generiertem Material können „Personalized Codes“ (Profil-Codes) erstellt werden. Diese Codes lassen sich einfach in Prompts integrieren und beeinflussen die Bildsprache in beeindruckender Weise. Ein großer Spaß, um neue Ideen auszuprobieren! Aber wie gut funktioniert das wirklich in der Praxis, und wo gibt es Verbesserungspotenzial?
Die Welt der KI-Tools entwickelt sich in rasantem Tempo. Neue Funktionen erscheinen gefühlt wöchentlich, und wie so oft sind auch diese erst der Anfang: Versionen, die durch unser Feedback wachsen und besser werden. Wir als User:innen sind nicht nur Anwender:innen, sondern auch die Testpersonen, die dabei helfen, KI zu trainieren und zu verbessern. Ein aufregender, aber auch anspruchsvoller Prozess.
Während mein Buch “KI für Kreative – Künstliche Intelligenz für Grafik und Design” gerade seinen Weg als Neuauflage in die Buchläden gefunden hat, überrascht Midjourney mit einer spannenden Neuerung: den „Moodboards“. Diese Funktion konnte natürlich nicht mehr ins Buch einfließen – aber das macht nichts. Denn das Buch gibt dir das Werkzeug an die Hand, selbst kreative Prompts zu entwickeln und KI clever in deinen Workflow zu integrieren. Damit wirst du schnell herausfinden, wie auch diese neuen Features zu deinen Projekten passen.
Denn klar ist: KI zu nutzen bleibt ein Lernprozess – und je mehr du dich traust, desto mehr Spaß wirst du daran haben, neue Funktionen für dich zu entdecken und zu nutzen.
Was sind die „Moodboards“ bei Midjourney?
Die „Moodboards“-Funktion von Midjourney ist eine brandneue Möglichkeit, deine Bildsprache endlich zu personalisieren. Dabei handelt es sich nicht um klassische Moodboards, wie man sie aus der Designpraxis kennt, sondern um ein Tool, mit dem du eigene „Personalized Codes" erstellen kannst. Diese Codes basieren auf Bildern, die du hochlädst oder aus deiner Galerie auswählst, und beeinflussen die Stilrichtung der generierten Ergebnisse – ähnlich wie die "Style References" oder "Style Codes". So kannst du Midjourney gezielt auf deinen persönlichen Stil „trainieren“ und individuellere Ergebnisse erzielen.
Im Browser findest du die Funktion links unter "Personalize". Dort hast du bereits Bilder bewerten können, um damit einen eigenen personalisierten Code zu erstellen. Je mehr Bilder du bewertet hast, desto besser für die KI um zu verstehen, was dir gefällt. Doch man war auf einen Stil beschränkt und dieser passte selten auf die Kundenprojekte. Auch die Style Codes, die man mehr oder weniger per Zufall erhält, sind selten passend für bestimmte Corporate Designs.
Mit "Create Moodboard" kannst du nun ein neues Moodboard bestehend aus Bildern erstellen, woraus wiederum ein "Profile -Code" erstellt wird. Dieser kann z. B. so aussehen: --profile iafml3b
Midjourney Moodboards – Profile-Codes anwenden
Zuerst möchte ich euch zeigen, wie ihr solch einen Code anwendet. Dazu nehmen wir einen Prompt, der neben dem Motiv auch einiges an Anweisungen beinhaltet wie das Licht, die Farben und weitere Details. Folgenden Prompt habe ich genutzt. Am Ende des Prompts steht der Code namens "Dark minimalism", den ich selbst "trainiert" habe.
Night, warm light, bedside table lamp with a glass shade on the right side of the picture, small bouquet in a vase next to it, white curtains on the left side, a table candlestick beside the wall, close-up of the floor lamp in the background, soft focus effect, high-resolution photography, natural lighting, muted color tone, minimalism, modern interior design style, dark beige and amber colors. --profile 6qh8w2l --v 6.1
Bild 1 ohne Code, Bild 2 mit Code generiert
Wie du sehen kannst, ist das Ergebnis in Farbe und Stimmung stark beeinflusst worden. Obwohl der Prompt strikte Anweisungen zum Bildstil hat, wird dieser vom Profile-Code überschrieben. Hier noch ein Beispiel, das sich an das erste anlehnt, um den Unterschied in der Konsistenz der Bildstile zeigt.
Meine Devise ist immer: Der Prompt ist das erste Stilmittel der Wahl. Alles andere kann dann On-Top genutzt werden.
Folgenden Prompt nutzen wir nun: Soft morning light, a sleek glowing pendant lamp with a frosted glass shade hanging low over a rustic wooden dining table, a ceramic vase with eucalyptus branches at the center, two minimalist chairs with clean lines, muted beige curtains in the background, natural light casting soft shadows, high-resolution photography, warm neutral tones, Scandinavian-inspired interior design, simple and elegant. --profile 6qh8w2l --v 6.1
Bild 1 ohne Code, Bild 2 mit Code generiert
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Eigene Moodboards in Midjourney erstellen
Nun kann man sich natürlich auf die Suche begeben und Profile-Codes von anderen suchen – oder einfach eigene erstellen. Das geht nun sehr einfach in wenigen Schritten:
- Im Menü "Personalize" auswählen
- "Create Moodboard" anwählen
- Bilder hinzufügen
- Code kopieren
Man kann Bilder hochladen (Bildrechte beachten!), über einen Link hinzufügen oder aus der eigenen Galerie hinzufügen (empfohlen)
Meine Empfehlung ist es, mit eigenen Fotos/Grafiken oder KI-generierten Bildern zu arbeiten, da man hier rechtlich auf der sicheren Seite ist. Wähle Bilder aus, die zu einem bestimmten Thema passen oder im ähnlichen Look erstellt worden sind. Möchte ich zum Beispiel ein Ergebnis, das sehr fotoecht ist, sollten die Bilder im Moodboard dieser Ästhetik entsprechen.
Profile-Codes kontrollieren
Wir kennen es von anderen Funktionen in Midjourney, wie die "Style References" oder "Character References" – die Gewichtung von der Anwendung dieser Funktionen. Bei der Personalization gibt es keine neue Gewichtungsfunktion, sondern man nutzt eine bekannte Möglichkeit – die Stylization.
Leider hat die Funktion noch Schwächen. Die Anwendung der P-Codes ist stark von der „Stylization“-Einstellung abhängig, die Werte von 0 bis 1000 erlaubt.
Was ist Stylization?
Laut Midjourney: „High stylization values create images that are very artistic but less connected to the prompt.“ Der Standardwert liegt bei 100, was bedeutet, dass der Stil schon recht dominant ist – manchmal vielleicht zu stark.
Das Problem: Die enge Verbindung zwischen Stylization und Style macht es schwierig, die Kontrolle über den gewünschten Stil zu behalten. Das Bild weicht nicht nur im Stil ab, sondern auch stark vom eingegebenen Prompt.
Hier wurde der Profile-Code mit der Stylization unterschiedlich auf das Ergebnis angewandt. Die Bilder sind in der Reihenfolge 1–4 mit folgenden Werten generiert worden: 0 (ohne Code), 10 (kann man nur manuell eingeben, nicht über den Slider), 100 (Standard) und 500.
Diese Features gefallen
Die Moodboards bringen allerdings ein paar praktische Funktionen mit sich:
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Du kannst jetzt mehrere Profile erstellen, was mehr Flexibilität für unterschiedliche Projekte oder Stile bietet.
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Das Einrichten der Personalisierung ist bis zu fünfmal schneller geworden, was viel Zeit spart.
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Die Möglichkeit, Moodboards aus eigenen Bildern zu erstellen, erlaubt dir, deine persönlichen Stile und Inspirationen direkt in die Modelle einfließen zu lassen.
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Mit "View Creations" kann man sich die Bilder anschauen, die man selbst mit diesem Code generiert hat.
- Die Moodboards können angepasst und verbessert werden. Ich empfehle, neue mit dem Code generierte Bilder, die zum Anwendungszweck passen, hinzuzufügen.
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Personalisierte Profile können benannt und als Standard ausgewählt werden, was die Verwaltung erleichtert.
Kritikpunkte
Es gibt ein paar Einschränkungen in der Nutzung dieses Tools:
- Man kann keine eigenen Profile-Codes miteinander mischen, wie es mit den Style-Codes geht.
- Man kann maximal 100 Bilder nutzen, um ein Moodboard zu füllen.
- Die bereits erwähnte Steuerung über die Stylization bringt ungewünschte Nebeneffekte und macht das Ergebnis weniger kontrollierbar.
- Um wirklich kreative und vielfältige Ergebnisse zu erhalten, musst du eine breite Palette an Bildern in die Moodboards einfügen. Das kann zusätzliche Arbeit bedeuten, besonders für Anfänger:innen.
- Die Modelle „remixen“ Bilder auf Basis der Moodboards, aber es kann zu unerwarteten oder ungenauen Ergebnissen kommen, wenn die Bildauswahl nicht gut kuratiert wird.
Fazit und Learnings
Auf diese Funktion haben viele lange gewartet. Und sie ist wirklich anwendbar – wenn auch mit etwas mehr Erfahrung, welche Bilder man für den gewünschten Effekt braucht. Hier rate ich dazu, einfach zu experimentieren und sich Bilder auszusuchen, die dem gewünschten Ergebnis in Inhalt und Stil ähneln. Wer es experimenteller möchte, kann aber auch eine wilde Mischung nutzen, um neue und kreative Bildstile zu entwickeln.
Auf jeden Fall ist Midjourney das erste KI-Bildgenerierungstool, das solch eine Funktion anbietet. Das könnte den Aufwand ersetzen, eigene Bild-KIs anzutrainieren, da dort die Ergebnisse aus Mangel an Trainingsmaterial meist nicht in ausreichender Qualität erzeugt werden können – im Gegensatz zu Midjourney.
Ich hoffe auf eine bessere Steuerung des Ergebnis, jenseits der Stylization. Ansonsten zeige ich hier gerne meine Styles und welche Ergebnisse ich daraus erzielt habe:
Dark Minimalism
Interessanter Stil, der sich für Porträts, Produktbilder sowie Logos/Icons eignet.
Beauty Photography
Für schöne und natürliche fotoechte Bilder.
Rainbow Sparkle
Kreative Bilder mit Regenbogeneffekt.
Wir leben in einer Zeit, in der KI viele Fragen aufwirft und gleichzeitig unzählige neue Möglichkeiten eröffnet. Dieses Buch möchte Kreativen Orientierung bieten und sie dazu ermutigen, KI nicht nur als Werkzeug, sondern als wertvolle Inspiration zu entdecken und gezielt für ihre Projekte einzusetzen.