Juli 07 2025

Macht ChatGPT uns wirklich dümmer?

„Wer ChatGPT nutzt, wird dümmer“ – Warum diese Studie gerade Wellen schlägt (und was wirklich drinsteht).

In den letzten Tagen ist eine experimentelle Studie des MIT Media Lab durch die Medienlandschaft gewandert – und mit ihr reißerische Schlagzeilen:
„KI lässt unser Gehirn verkümmern“, „ChatGPT macht dumm“, „Wer KI nutzt, verliert das Denken“.

Aber stimmt das wirklich? Ich habe mir die Studie genauer angeschaut – und erkläre in diesem Artikel, was untersucht wurde, wo die Erkenntnisse wichtig sind, und warum viele Schlussfolgerungen deutlich zu kurz greifen.

 

Abbildung von https://www.brainonllm.com/

 

Die Studie: Was wurde erforscht?

Die Originalstudie trägt den Titel „Your Brain on ChatGPT: Accumulation of Cognitive Debt when Using an AI Assistant for Essay Writing Task“ und stammt von einem Forschungsteam am MIT Media Lab, veröffentlicht im Juni 2025.
👉 Direkt zur Studie auf ArXiv

Die zentrale Frage ist also: Wie verändert sich unsere Gehirnaktivität, wenn wir Aufgaben mit oder ohne KI-Unterstützung lösen?
Konkret bedeutet das: Was passiert im Kopf, wenn Studierende einen Essay schreiben – entweder mit Hilfe von ChatGPT oder rein aus eigener Kraft („Brain Only“)?

 

So lief das Experiment ab

  • Insgesamt wurden 54 Studierende rekrutiert, fast ausschließlich von renommierten US-Eliteuniversitäten.

  • Die Teilnehmenden wurden zufällig drei Gruppen zugeteilt:

    1. Brain Only: Schreiben ohne technische Hilfsmittel.

    2. AI Assistant: Schreiben mit ChatGPT.

    3. Google: Schreiben mit Google-Suche. (Diese Gruppe wurde nach der ersten Runde ausgeschlossen – zu wenig Daten durch Ausfälle bei der Terminorganisation.)

  • Die Studie lief über vier Sessions verteilt auf mehrere Monate. Dabei kam fNIRS (functional near-infrared spectroscopy) zum Einsatz – ein Verfahren, das die Gehirnaktivität misst.

  • In der vierten Runde wurden die Gruppen getauscht. Wer zuvor mit KI gearbeitet hatte, musste nun ohne KI schreiben – und umgekehrt.

Das Ziel war es, zu analysieren, wie sich wiederholte KI-Nutzung auf kognitive Fähigkeiten wie Erinnerungsvermögen, Argumentationsstärke und Aktivität im präfrontalen Kortex auswirkt.

 

Die Ergebnisse – und ihre Bedeutung

  1. Die spannendste Beobachtung: Teilnehmende, die zuvor regelmäßig mit ChatGPT gearbeitet hatten, zeigten bei späteren Aufgaben ohne KI signifikant niedrigere Gehirnaktivität.
  2. Zudem schnitten sie schlechter beim Erinnern von Fakten, bei der Fähigkeit, Zitate korrekt einzuordnen, und bei der generellen Argumentationsqualität ab.
  3. Die umgekehrte Gruppe – also jene, die erst ohne KI gearbeitet hatte und dann KI nutzen durfte – zeigte hingegen mehr Aktivierung und bessere Ergebnisse.

Wichtiger Kontext:
Die KI-Gruppe übernahm häufig ganze Sätze oder Gedankengänge von ChatGPT, ohne sie kritisch zu hinterfragen oder weiterzuentwickeln. Das Denken wurde – einfach gesagt – ausgelagert.

 

Warum mich die Schlagzeilen trotzdem aufregen

Was in vielen Artikeln und Posts leider untergeht: Die Studie ist hochinteressant, aber kein Beweis dafür, dass KI grundsätzlich „dumm macht“. Sie weist auf etwas anderes hin: WIE wir KI nutzen, macht den Unterschied.

Denn:

  • Die Versuchsanordnung war künstlich – Essay-Schreiben in einem Labor unter Beobachtung ist nicht dasselbe wie kreatives Arbeiten im Alltag.

  • Die Teilnehmerzahl am Ende war sehr klein: Nur 18 Studierende, je 9 pro Gruppe.

  • Es wurde ausschließlich das Schreiben von Aufsätzen untersucht, nicht das Problemlösen, Recherchieren, Kreativsein oder der Einsatz von KI im Team.

  • Es war keine Langzeitstudie, sondern ein punktueller kognitiver Moment.

Das alles wird in der Studie übrigens selbstkritisch offengelegt – viele Medien ignorieren diese Details aber leider.

 

Was mich wirklich nachdenklich stimmt

Der zentrale Punkt, der auch in der Studie betont wird: Die meisten Teilnehmenden haben die Vorschläge der KI übernommen, ohne sich aktiv davon zu lösen. Das bedeutet nicht automatisch „Dummheit“, aber es ist ein Zeichen für kognitiven Rückzug – besonders dann, wenn man KI bereits am Anfang eines kreativen Prozesses einsetzt, statt das eigene Denken zuerst zu aktivieren.

 

Das erinnert mich stark an Social Media:

  1. Wer sich vom Algorithmus treiben lässt, denkt weniger.
  2. Wer bewusst auswählt, ergänzt, hinterfragt – entwickelt weiter.

 

Meine Empfehlung: Erst denken. Dann KI. Dann prüfen.

Ich sehe KI als großartige Erweiterung unseres kreativen Potenzials – aber nur, wenn wir sie richtig einsetzen.
Wer ChatGPT sofort zu Beginn einer Aufgabe nutzt und das eigene Denken pausiert, wird auf Dauer weniger eigenständig. Das wäre bei jeder externen Hilfe so – nicht nur bei KI.

Die Studie ist ein Weckruf, aber kein Untergangsszenario. Sie zeigt:
Kritisches Denken ist wichtiger denn je. KI ist kein Ersatz für Denken – sondern ein Werkzeug, das Denken herausfordern kann.

 

Was ich mir wünsche

  • Mehr differenzierte Diskussionen.
  • Mehr Offenheit für komplexe Ergebnisse.
  • Und weniger Schubladendenken à la „KI gut“ oder „KI böse“.

Wer heute mit KI arbeitet – in der Bildung, im Design, in der Kommunikation – sollte wissen:
Der  Unterschied liegt nicht im Tool, sondern in der Haltung.

📎 Link zur Studie: Your Brain on ChatGPT – MIT Media Lab (Juni 2024)
🧠 Offizielle Webseite der Forschungsgruppe

 

Passend dazu ein Disclaimer für den Beitrag: Ich habe die Studie gelesen, mir Teile davon übersetzen und zusammenfassen lassen und das wiederum gegengecheckt. Anschließend habe ich einen LinkedIn-Beitrag verfasst und dann aus diesem einen Blogartikel von ChatGPT schreiben lassen, den ich ebenfalls gecheckt habe. Dabei wurden falsche Angaben und Daten nach bestem Gewissen korrigiert.

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